Spitzen-Erlebnisse

Anders als in früheren Zeiten halten wir in unserer Wohlstands-Gesellschaft Hunde heute nur noch selten deshalb, weil sie für uns bestimmte konkrete Aufgaben erfüllen sollen. Hüte- und Schäferhunde, Jagd- und sogar Herdenschutz-Hunde werden zu Hundertausenden als Familienhunde ohne besondere Aufgaben gehalten, was durchaus zu größeren Problemen führen kann. Unsere Spitze, die ja auch heute noch erstklassige Wachhunde sind, wurden früher u. a. auch gebraucht, um Weinberge, Fuhrwerke oder Schiffe zu bewachen. Auch für das Ziehen von Schlitten und ähnlichen Lasten waren – und sind – sie ähnlich gut geeignet wie ihre Vettern, die Nordischen Hunde. Sie sind somit nicht auf wenige Eigenschaften spezialisiert, sondern haben vielfältige Talente, die sie zu wertvollen Begleitern für ihre Menschen machen.

Wer also seinen Spitz nicht nur als bellendes Sofa-Kissen halten will, sondern gemeinsam mit ihm sportliche oder auch soziale Aufgaben meistern möchte, hat in ihm einen Partner, der sich mit Begeisterung als intelligenter und unentbehrlicher Helfer zu beweisen sucht.

Als „rein sportliche“ Hobbys wären da zu nennen:

  • Agility – eine Art Hindernisparcour für Hunde, ähnlich wie beim Springreiten;
  • Turnierhundesport – die Leichtathletik für Hunde und ihre Menschen, wo es darauf ankommt, die Hindernisse gleichzeitig zu überwinden, und wo sich der Hund dem Tempo des Menschen anpassen muss;
  • und alle Arten von Zughunde-Sport wie Bike-Jöring, Ski-Jöring, Dogscooter- oder Schlitten-Ziehen.
  • Therapie- oder Besuchshund – ob in der Schule, im Alten- oder Pflegeheim: Hunde können sehr viel zum Wohlbefinden der Menschen beitragen; und mit der richtigen Ausbildung können auch Spitze hoch geschätzte „Sozialarbeiter“ werden.

Dann sollte man natürlich nicht vergessen, dass auch die Spitze ein fantastisches Riechvermögen haben und es lieben, mit ihrer Nase Aufgaben zu lösen: So kann man sie z. B. auf ganz bestimmte Gerüche trainieren wie das Finden von Trüffeln, das Erriechen eines bevorstehenden Epilepsie-Anfalls oder einer Unterzuckerung ihres Menschen (Epilepsie- oder Diabetiker-Warnhunde) oder einfach das Verfolgen einer Fährte beim Man-Trailing.





Spitze als Rettungshunde

Mein erster Spitz war der Wolfsspitz-Rüde „Prinz“, und mit ihm zusammen lernte ich auch die Rettungshundearbeit kennen. Zum Glück wusste damals weder ich um die gängigen Vorurteile, die leider bis heute den Spitzen entgegengebracht werden, noch ließen unsere Staffelkameraden uns ihre Bedenken spüren, so dass wir in der üblichen Ausbildungszeit von zwei Jahren so weit waren, unsere erste Rettungshundeprüfung abzulegen. Prinz war nicht nur im Training stets hochmotiviert und begeistert bei der Sache, vor allem auch in den vielen Einsätzen, die wir im Laufe der Jahre gemeinsam durchgestanden haben, war er so zuverlässig und belastbar wie kaum ein anderer Hund. Im vollen Vertrauen auf mich, seine Hundeführerin, kletterte er über jedes Hindernis, suchte bei Hitze, Kälte und Dunkelheit so ziemlich jedes Gelände und die unterschiedlichsten Trümmerlagen ab und absolvierte eine Menge an Schauvorführungen. Mit 11 Jahren legte er seine letzte Prüfung ab und hatte bis zum Alter von 15 Jahren noch immer viel Spaß am Training.

Mit meiner Großspitz-Hündin Aska habe ich das Training aufgenommen, als sie 6 Monate alt war, und sie ist von Anfang an mit Begeisterung bei der Sache: Beim Klettern über die Geräte oder Trümmer ist ihre Wendigkeit und ihr geringes Körpergewicht ein großer Vorteil, im Gelände ist sie fast so schnell unterwegs wie die Malinois, und das Lob der ganzen Gruppe, wenn sie eine neue Aufgabe geschafft hat, lässt sie glatt um 10 cm wachsen. Hier wird es uns nie langweilig und mit dieser Arbeit kann ich ihre Neugier, Entdeckerfreude und ihren Arbeitseifer so richtig befriedigen. Die gemeinsam bestandenen Abenteuer lassen das gegenseitige Vertrauen wachsen und festigen die Bindung zwischen Mensch und Hund. Inzwischen ist Aska geprüfter Rettungshund in der Flächen- und Trümmersuche.

C. Götting